Kapitän mit Überblick.
Im vergangenen Frühling wurde unser aller Alltag auf den Kopf gestellt: Was hat Sie am meisten überrascht?
Persönlich war ich sehr positiv überrascht, wie schnell die Politik, insbesondere der Bundesrat, ihre Führungsrolle wahrgenommen hat. Hilfreich war sicher, dass der Bundesrat seine Beschlüsse im Team erörtert und diskutiert hat. So kamen insgesamt gute Entscheide zustande. Die Soforthilfemassnahmen waren ein echter Geniestreich, der nur dank unserem gut vernetzten und auf Vertrauen basierenden System möglich war. Als negativ empfand ich aber das allgemeine Vorgehen beim erneuten «Hochfahren» der Wirtschaft. Da fehlte meiner Meinung nach ein klares Konzept.
Was war für Sie rückblickend die grösste Herausforderung?
Die bestand in der Triage der Nachrichten und Meldungen, um diese sinnvoll und gezielt in Richtlinien für die Firma zu «übersetzen». Die Personalführung ist in solchen Krisen noch wichtiger als sonst. Es muss gelingen, innerhalb des Unternehmens Ruhe, Glaubhaftigkeit und damit Vertrauen zu verbreiten.
Welches «Learning» werden Sie für sich und Ihr Unternehmen aus der Krise mitnehmen?
Krisen gibt es immer wieder: Kriege, Ölkrise, Immobilienkrise, Finanzkrise, Corona und so weiter. Sie alle sind im Vorfeld meist nicht erkennbar, verändern unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen aber schnell und tiefgreifend. Was dabei immer gleich bleibt, sind die rationalen und emotionalen Mechanismen, die sie auslösen. Vor diesem Hintergrund macht unsere Unternehmung mindestens einmal im Jahr eine Risikoanalyse und überprüft konkrete Abläufe. Denn auch wenn lange nichts Unerwartetes passiert, muss man am Ball bleiben und sich auf unvorhergesehene Veränderungen vorbereiten. Die Rettungskräfte und auch die Armee machen es vor. Schliesslich wissen sie nie genau, wie der nächste Brand, die nächste Bergung oder der nächste Konflikt aussieht. Aber sie trainieren die Prozesse und halten das Material à jour. Mich persönlich hat diese spezielle Zeit einmal mehr in meiner Ansicht bestätigt. Das erfolgreiche Meistern von Krisen braucht klare Führungsabläufe und persönliche Ruhe in der Umsetzung. Im Betrieb ist es nicht anders als auf einem Schiff. Der Kapitän steht auf der Brücke und muss den Überblick behalten.
«Um Krisen erfolgreich zu meistern, braucht es klare Führungsabläufe und persönliche Ruhe in der Umsetzung.»
Welche Rolle spielt die Digitalisierung innerhalb Ihres Unternehmens und Ihrer Branche?
Eine wichtige, aber nicht matchentscheidende Rolle. Das grösste Potenzial sehe ich darin, dass die Digitalisierung uns darin unterstützen kann, die Logistik- und Administrationsprozesse effizienter und schlanker zu gestalten. Aber insgesamt braucht unser Business natürlich den Menschen. Leute, die ihr Handwerk perfekt beherrschen. Und es braucht ein persönliches Gespür für Innovationen und Trends, für Farben und Materialien – und für die Umwelt. Dieser Teil lässt sich nicht digitalisieren.
Es gibt Homeoffice-Fans und jene, die dem Homeoffice eher kritisch begegnen. Zu welcher Gruppe gehören Sie?
Das Homeoffice hat auf jeden Fall gewisse Vorteile. Die Verkehrsbelastung nimmt dadurch ab. Und weil der Arbeitsweg wegfällt, spart man automatisch Zeit. Ich sehe aber auch einige Risiken. Wer zuhause kein richtiges Büro hat, arbeitet womöglich am Esstisch und sitzt den ganzen Tag auf dem Küchenstuhl. Das ist auf Dauer keine sinnvolle Lösung. Es wirkt sich negativ auf die Produktivität aus und kann sogar zu körperlichen Beschwerden führen. Auch der sichere Umgang mit sensiblen Daten ist im Homeoffice viel schwieriger. Ausserdem kommt unweigerlich die Frage auf, wer für welche Kosten aufkommt. Und ganz entscheidend ist auch die Tatsache, dass isoliertes Arbeiten zu einem Mangel an informellem Austausch führt – und dies wiederum hemmt Innovation.
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Marc Hunziker
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